Das Vermächtnis des Hans Lorenz Petersen
Cuxhaven: Wohl und Wehe von Natur aus beieinander
Gelegen an den Gestaden der Gewalten weiß ein ursprünglicher Flecken Salzwiese sich zu behaupten: Cuxhaven kennt den Kampf mit den Elementen, denen einzig mit Respekt und Beharrlichkeit zu begegnen ist. Als ein Stück bewohnter Hochseeküste ist sie ein städtischer Saum am wallenden Meeresgewand. Hier nagen die saisonalen Sturmfluten hungrig an Küste und Vegetation, und wenn Wind und Wasser im Bunde stehen, holt sich der „Blanke Hans“ sein Land in die See zurück. Der Mensch, er trutzt — aber beständig und klug. Die reine Widersetzung hat sich als Gegenmaßnahme nie bewährt, sondern geschmeidig und biegsam muss man sein, wie das Dünengras, empfänglich und klug wie die Segel des Schiffes, hingebungsvoll wie die Seeseite der Deiche. Eine Bake, die Kugelbake, ist Wahrzeichen der Stadt Cuxhaven, zugleich Wächter an der Elbmündung, landein- wie -auswärts. Sie bedeutet dem Seefahrer, dass er nun in ruhigere Gewässer gerät, denn er passiert das Tor ins Land, umgekehrt verlässt er die blauen Gefilde und begibt sich in die Rauheit des offenen Meeres — die dunkle Hochsee lässt aufsitzen. Mit Vorsicht und Umsicht, am besten gänzlich unbemerkt, wirst du auf ihrem Rücken bleiben, so lang du magst. Auch den einen oder anderen Schatz darfst du bergen und behalten. Unterschiedlichste Kulturen haben Spuren im Schlick hinterlassen, es raunt aus längst vergangenen Zeiten. Elchgeweih und Walwirbel, Bernstein und so manche Flaschenpost erscheinen, wenn die Zeit reif ist. Und der Tisch ist für den Braven allzeit reich mit Fisch gedeckt. Dennoch: Wer nimmt, muss auch geben — die Gefahr wird mit in Kauf genommen. So haben Wohl und Weh hier eine Grenze miteinander, ein schmaler Grat, den zu begehen der Küstenbewohner seit urdenklicher Zeit erlernt hat. Der Cuxhavener hat verstanden: Die Natur steht über dem Menschen, oder anders gesagt, der Mensch, er ist aus der Natur! Er atmet im Kleinen den Rhythmus von Ebbe und Flut, ist durchströmt von salziger Flüssigkeit und reift im Wasser zum Wesen heran. Ja, das Leben selbst, so sagt man, entstamme dem Meer, wir, aus einer mikrokosmischen Ursuppe. So wandelt der Mythos der Schaumgeborenen, der Venus-Aphrodite, dieses Mysterium in bildhafte Vorstellung, so wie die Schwäne über dem Heiligtum von Atlantis (nach Spanuth übrigens die Felseninsel Helgoland) die Gunst der Götter markieren. Denn Fruchtbarkeit ist immer dort, „wo das Wasser an Land geht“. Hier entsteht und vergeht das Geschöpf, jenes nackte Leben, dem es bestimmt ist, durch Beobachtung und Erfahrung, Wissen und Weisheit zu sammeln. So gerüstet, gehen wir unserer Wege — auch ohne Götter — in Eigenverantwortung. Und weil niemand die Welt allein auf den Schultern tragen kann, sind wir auch und gerne füreinander da. Die gewissenhafte Weitergabe von Erkenntnis, ist die reine Absicht, dem Nächsten damit zu nützen. Unser Gemeinwohl hängt in hohem Maße davon ab, aufrichtige Verantwortung auch für andere zu übernehmen. Dass auch hier (Denn was ist gut und richtig, was böse und falsch?) Wohl und Wehe naturgemäß ganz nah beieinander liegen, ist gegeben. Geschichten darüber schreibt das Leben selbst Tag für Tag.
Wir erzählen hier von dem Cuxhavener Hans Lorenz Petersen und seiner Erfindung, der „Gezeitentrommel“, die im Jahre 1958 viel Gutes am Nächsten wollte … Weiterlesen